Die Tatacoa Wüste in Kolumbien
Als ich das erste Mal von der Tatacoa Wüste in Kolumbien gehört hatte war mir klar: Da will ich hin! Und zusammen mit Robert und Philipp, meine Arbeitskollegen in Cali, geht es von Cali aus für ein Wochenende im November in die Tatacoa-Wüste. Wir hatten einen unvergesslichen und ereignisreichen Trip in die Desierto de la Tatacoa, für deren sonderbare und schöne Landschaft man eigentlich keine Worte finden kann!
Da es etwas abseits des normalen „Gringo-Trails“ liegt findet nur ein Bruchteil der Tourist:innen den Weg hierher. Das bedeutet aber nicht, dass man hier alleine ist, denn viele Kolumbianer:innen reisen gerne im eigenen Land, sodass dennoch einige Menschen hier sind.
Hinkommen in die Tatacoa Wüste
Kurz vorab: wer es stressfrei haben will, sollte sich seine Bustickets einfach 2 Tage im Voraus reservieren. Für uns scheint es nämlich zunächst kaum mehr freie Plätze zu geben. Normalerweise hätten wir aus Cali einen Nachtbus nach Neiva genommen, um von dort aus mit einem Colectivo in die Tatacoa Wüste zu fahren. Dass wir aber alle nach 6 Monaten in Kolumbien die „wird schon klappen“ Mentalität übernommen haben, schien hier nach hinten loszugehen: wir irren am Busbahnhof in Cali entlang, um noch irgendeine Alternative zu finden, unseren geplanten Trip doch noch umsetzen zu können.
Nach 1,5 Stunden erfolglosem Rumeiern habe ich mich eigentlich schon damit abgefunden, wieder nach Hause zu gehen. Da kommt Robert mit einem Strahlen um die Ecke: Er hat einen Umweg ausfindig gemacht, der uns in die Wüste bringt: Mit dem Nachtbus nach Pitalito, von da nach Villavieja, und von dort in die Wüste! Klingt umständlich, ist es aber nicht – nur halt lang. Das geht übrigens auch von Bogotá aus.
- Es gibt viele verschiedene Busunternehmen, die von Bogotá oder Cali nach Neiva bzw. Pitalito fahren. Meist sind die Preisunterschiede relativ gering und es ist ziemlich egal mit welchem Bus man fährt.
- Ein Colectivo ist eine Art Minibus, wo meistens 8-10 Personen Platz finden.
- An den Busbahnhöfen in Kolumbien kann man einfach bei jeder Agentur nachfragen und erhält ganz unverbindlich Infos.
Dass wir nur noch die unbeliebten Restplätze ergattern konnten, zeigt sich am nicht vorhandenen Platz im Bus: Ich habe einen Sitzplatz in der letzten Reihe, über der hinteren Achse, am Fenster. Meine Knie bohren sich in den Sitz vor mir, Philipp neben mir hängt fast auf meinem Schoß. Es ist kalt, regnet aus Kübeln und mein Fenster ist undicht, sodass durchgehend ein eiskaltes Rinnsal Regenwasser an meiner Schulter entlangläuft. Als wir dann auch noch den Puracé-Nationalpark passieren, der über keine Straße, sondern nur eine Schlagloch-Piste verfügt, fliege ich auch alle 3m noch mit dem Kopf an die Decke. Na, herzlichen Glückwunsch.
Am nächsten Morgen kommen wir sichtlich mitgenommen um 7 Uhr in Pitalito an und werden dann von einem aufmerksamen Herrn am Bahnhof gefragt, ob wir in einem Colectivo direkt in die Wüste fahren möchten, nicht über den Umweg Villavieja. Ja klar! (An dieser Stelle sei gesagt, dass der Mann sich und sein Busunternehmen ausweisen konnte – ansonsten wäre hier definitiv Vorsicht geboten!) Schließlich sitzen wir wieder im Bus und die Müdigkeit ist quasi vergessen, als wir die ersten Anzeichen der Wüste aus dem Fenster erahnen können. Unser Fahrer schmeißt uns direkt am Planetarium in der Wüste raus – wir haben es geschafft, wir sind in der Tatacoa Wüste!
Unterkunft in der Tatacoa Wüste
Wir wollen Zelten, unbedingt. Denn in der Tatacoa Wüste kann man wunderbar Sterne beobachten, und was gibt es schöneres, als unterm freien Himmel zu liegen und Sterne zu beobachten!? Soweit jedenfalls meine romantische Vorstellung. Wir haben allerdings weder Zelte noch Isomatten. Einen Schlafsack haben wir alle – immerhin! Wir machen uns also einfach mal auf die Suche, spazieren los und werden bei Schneider (sprich: esneider) fündig. Er bietet uns an, auf seinem Grundstück im Zelt zu schlafen und ein Zelt und Isomatten hat er auch für uns. Na, besser geht’s doch nicht! Außerdem gibt es ein paar Toiletten, Duschen und Waschbecken. Die sind recht einfach, aber auf jeden Fall sauber und funktionstüchtig.
Solche Homestays mit Zelten oder Hängematten gibt es ziemlich viele und meist gibt es auch spontan noch Plätze. Schneiders Unterkunft war super und wirklich günstig, seine Frau macht uns am nächsten Morgen sogar noch Frühstück. Wenn man auf das Planetarium schaut einfach rechts den Weg runtergehen und irgendwann links liegt dann Schneiders Grundstück. Wen man zu Schneider will, muss man aber sonst einfach mal nach ihm fragen, dort kennen sich die Leute.
Es gibt aber natürlich auch Hostels oder Hotels wenn man etwas mehr Komfort haben möchte. Wir können abends ganz gemütlich am Lagerfeuer sitzen, ein Glas Wein trinken und wunderbar Sterne beobachten. Ich hatte auf meiner Bucket List stehen, einmal unter freiem Sternenhimmel zu schlafen – das schaffe ich auch bis ungefähr 2 Uhr nachts, dann werde ich durch allerlei Krabbeltier, Moskitos und die Kälte geweckt und verkrieche mich schließlich doch ins Zelt. Ein solches Vorhaben sollte man vielleicht besser nicht in der Wüste umsetzen 😉
Fortbewegung in der Tatacoa Wüste
Es gibt mehrere Alternativen, sich fortzubewegen und so die Landschaft zu genießen. Wir waren zu Fuß, mit Moped und dem Pferd unterwegs. Es gab auch Menschen, die sich Fahrräder geliehen haben. Als wir nach der Ankunft unsere Sachen abgestellt haben, bietet Schneider uns an, dass er uns in die graue Wüste fährt. Das nehmen wir direkt an.
Ohne Helm auf einem Schotterweg dreht sich irgendwann meine Fahrerin zu mir um und erzählt mir, dass sie Mapi heißt, die Tochter von Schneider ist und 13 Jahre alt ist! Meine innere deutsche Stimme fragt sich, ob das Moped TÜV und Mapi schon einen gültigen Führerschein besitzt. Meine kolumbianische Stimme schaltet sich daraufhin ein und lacht nur. Um mein Gewissen zu beruhigen frage ich Mapi, ob sie zur Schule gehen kann oder nur Moped fährt. Doch doch, in Villavieja, aber gerade ist ja Wochenende. Gut, ich halte mich einfach noch fester an Mapi fest, die den Weg offenbar auswendig kennt und somit die Schräglage mit dem Moped auf dem Schotterweg bestens austarieren kann…
Sehenswertes in der Tatacoa Wüste
In der Tatacoa Wüste hat man die Wahl zwischen der grauen und der roten Wüste, sowie abends dem Planetarium, in dem wir allerdings nicht waren.
Graue Wüste – Los Hoyos
Unversehrt angekommen spazieren wir durch den grauen Teil der Wüste, auch Los Hoyos genannt. Wir sind gänzlich begeistert von der kargen und unnatürlich wirkenden Landschaft, die so zerbrechlich und gleichzeitig so resistent aussieht. Bekanntermaßen sagen Bilder mehr als 1000 Worte, also auf geht’s:
Wir kommen zu einem Pool, der aber ehrlicherweise ziemlich trüb ist und dreckig wirkt. Aber hierfür lohnen sich dennoch die eingepackten Badesachen, denn die Erfrischung ist definitiv gegeben! Zum Glück gibt es Duschen, aber ich denke wir haben hier einfach Pech gehabt – vorher und nachher habe ich nie gehört, dass der Pool dreckig sein soll.
Bevor ich mich wieder auf Mapis Motorrad schwingen muss (sorry: darf), sehen wir ein paar Pferde, die in der Sonne grasen. Wir laufen etwas über die Felder, machen Fotos, genießen diese wunderbare Ruhe und wandern noch etwas herum. Zu guter letzt dürfen wir auch noch einen wunderschönen Regenbogen bestaunen, der sich über die Wüste zieht und unserem ersten Tag in der Wüste die Krone aufsetzt!
Auf dem Pferderücken durch die Tatacoa Wüste
Wir machen am zweiten Tag einen Ausritt, wobei ich allerdings das langsamste Pferd der Wüste bekomme. Bis es mal galoppiert oder wenigstens etwas schneller geht muss ich richtig arbeiten, während Philipp und Robert locker lässig wie zwei Cowboys durch die Wüste reiten. Note to self: nächstes Mal nicht so zögerlich reagieren, wenn ich gefragt werde, ob ich reiten kann.
Rote Wüste – Laberintos del Cusco
Das Highlight, was man auf den bekanntesten Bildern sieht und was die meisten Menschen herlockt: die rote, marsähnliche Landschaft der Tatacoa Wüste. Und es ist wirklich wunderschön. Eine Landschaft, für die man keine Worte findet und die man einfach stillschweigend genießen kann. Hier ist es etwas voller als in der grauen Wüste, aber nicht überfüllt. Man findet immer wieder kleine Gänge und Plätze, die doch wieder anders aussehen als noch drei Meter zuvor. Auch wenn es einladend ist: man sollte auf keinen Fall anfangen rumzuklettern, da diese Formationen sehr empfindlich sind. Leider sehen wir aber immer wieder Menschen, die das tun – nur um ein ach so tolles Instagram Bild zu bekommen…
Verpflegung in der Wüste
In den Homestays (und mit Sicherheit in den Hostels auch) gibt es einfache, aber vollkommen ausreichende Mahlzeiten. Wir haben bei Schneider Frühstück und Kaffee bekommen. Es gibt auch einen kleinen Laden, in dem man Snacks und Wasser kaufen kann. Nicht verpassen sollte man das kulinarische Highlight der Wüste: Ziegenfleisch! Wir haben abends gegenüber vom Planetarium in einem „Restaurant“ gegessen, mit Blick auf die rote Wüste und den Sonnenuntergang – einfach perfekt. An den Namen erinnere ich mich nicht mehr, aber da es (jedenfalls 2018) das einzige Restaurant dort war, kann man es kaum verpassen.
Hinweise für einen Besuch in der Tatacoa Wüste
Wir hatten uns natürlich informiert, was wir für die Wüste benötigen. Hier also neben den eigenen Dingen die wichtigsten Survival-Utensilien:
- Sonnenschutz
- Kopfbedeckung
- Mückenspray
- Wasser
- Badesachen
- feste Schuhe
Irgendwann gewöhnt man sich dann an den schmierigen Mix aus Schweiß, Sonnencreme und Moskitospray auf der Haut 😉
Schutz vor Skorpionen
Schneider erklärt nochmal, dass wir auf jeden Fall immer feste Schuhe tragen sollten, da auf dem Boden viele Dornen, kleine Kakteen oder auch Skorpione sind. Wenn wir Sachen liegen lassen und z.B. das Zelt offen ist, dann sollten wir alles einmal ausschütteln, denn Skorpione mögen es dunkel und verstecken sich gerne mal darin.
Ja, das durften wir am zweiten Tag am eigenen Leib erfahren. Philipp wollte duschen gehen, greift sein Handtuch, was auf seiner Tasche vorm Zelt lag und spürt einen Stich – und der kleine Skorpion flüchtet. Panik – ist Philipp jetzt vergiftet? Muss er ins Krankenhaus? „Ääähm, esneider?! Socorro!“ rufen wir und eilen panisch zu Schneider.
Der wirkt aber ganz gelassen und fragt nur, wie der Skorpion aussah. Nach der Beschreibung von Philipp (echt groß, ganz schwarz und mit langem Stachel halt) grinst Schneider nur: Das ist nicht schlimm, der tut nichts! Hat er verstanden, dass wir von einem Skorpion reden? Wir wiederholen nochmal und tatsächlich: schlimm wäre es, wenn er anders ausgesehen hätte, klein und farblos bis gelb zum Beispiel. Dann könnten wir uns Sorgen machen, denn die sind wirklich giftig. Philipp ging es auch nicht schlecht, wobei wir ihn dennoch die ganze Zeit beobachtet haben und ein bisschen Sorge weiterhin mitschwang.
Wir haben aber keinen einzigen weiteren Skorpion gesehen, weshalb diese Begegnung wohl wirklich etwas „Besonderes“ war. 😉
Fotos geschossen von mir und Robert M. // Werbung (unbeauftragt), da Namens-,Ortsnennung