5 Tage Dschungelzauber in Puerto Maldonado
Der Dschungel ist was Besonderes, er verzaubert. So war es auch in Puerto Maldonado. Hier verbrachten wir 5 Tage im Rahmen unserer Peru Rundreise und es war eine wirklich magische Zeit. Wie auch schon in Kolumbien im Amazonasgebiet kann ich gar nicht in Worte fassen, was genau einen so verzaubert: sind es die Tiere, die Pflanzen, die Lebensweise der Bewohner oder irgendwie alles zusammen? Man betritt eine Welt, die so anders ist als die Eigene, wird geerdet, lernt zu schätzen und kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Die Erlebnisse, die wir in Puerto Maldonado machen durften waren nicht zuletzt möglich dank unserer wunderbaren Unterkunft.
Anreise nach Puerto Maldonado
Puerto Maldonado kann man über zwei Wege erreichen. Wir sind ab Lima geflogen, man kann aber auch ab Cusco fliegen. Der Flughafen in Puerto Maldonado ist total klein und überschaubar und je nachdem was du mit deiner Unterkunft abgemacht hast, wirst du sehr wahrscheinlich abgeholt oder aber es stehen Taxis vor Ort.
Unterkunft
Meiner Meinung nach hat die Unterkunft, egal wo, immer einen ganz wichtigen Einfluss auf den Aufenthalt an sich. Sie hinterlässt nachhaltige Eindrücke, und das kann sowohl positiv als auch negativ sein. Sollte man nicht unbedingt eine Zelt-Survival-Tour in den Tiefen des Dschungels geplant haben, bieten die Unterkünfte in Puerto Maldonado allerlei Angebote und Ausflüge an.
In Puerto Maldonado kannst du entweder im Ort selbst bleiben und Tagesausflüge unternehmen, oder aber du übernachtest in einer Unterkunft außerhalb der Stadt, quasi im Dschungel. Nach meiner Erfahrung in Leticia, im kolumbianischen Amazonasgebiet wusste ich, dass die Unterkünfte im Regenwald etwas ganz besonderes sein können und schaute bei der Planung der Peru-Rundreise einfach mal, was ich so finden konnte. Es gab so viele tolle Lodges, teilweise unbezahlbar, teilweise sehr einfach. Das beste Preis-Leistungs- Verhältnis fand ich bei der Hacienda Herrera Tambopata.
Und ich kann nur sagen: was ein Glückstreffer! Die Hacienda Herrera liegt 20 Bootsminuten von Puerto Maldonado entfernt. Es ist eine wunderschöne Anlage mit einem unglaublich einladendem Haupthaus, wo man in Hängematten auf einer Art „Dachterasse“ in den Dschungel gucken kann, einen Spaziergang über die Plantagen machen kann, wo vieles von dem angebaut wird, was nachher auf dem Teller landet – und wow, ist das lecker!
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Die Hütten, in denen man schläft sind einfach, aber mit allem was man benötigt: Bett, Moskitonetz, Schrank, Tisch. Jede Hütte hat eine Terrasse und ein eigenes Außenbad – wenn man möchte, kann man also mit Blick in den Regenwald duschen. Man bekommt bei der Buchung direkt eine Vollpension, d.h. Frühstück, Mittag-, Abendessen. Dazu durchgehend eine frei zugängliche Kaffee und Teebar. Jegliche Allergien oder Essenswünsche werden berücksichtigt.
Ankunft in der Hacienda Herrera Tambopata
Nachdem Kenny, der Besitzer der Eco-Lodge uns vom Flughafen abgeholt hatte, wurden wir mit einem leckeren, selbstgemachte Saft begrüßt. Wir konnten aus einer Auswahl an Touren und Ausflügen auswählen, von denen uns die Crew einige mehr, andere weniger empfahl. Während unseres ersten Abendessens, bei dem wir uns direkt von der Qualität der Küche überzeugen durften, lernten wir auch Kate und Andy kennen, die unseren Aufenthalt maßgeblich prägen sollten.
Nach dem Abendessen ging es früh ins Bett, wo wir auch direkt spüren sollten, dass wir uns in der Wildnis befinden: Im Dunkeln war der Weg zu unserer Hütte und auch unsere Hütte, gar nicht mehr so wunderschön, sondern nur noch gruselig. Wir versuchten, alles zu beleuchten um sicherzugehen, dass sich nicht irgendwelche unerwünschten Gäste in unser Zimmer geschlichen hatten, die uns planten in der Nacht zu essen oder zu vergiften. Die meiste Angst hatte ich aber sowieso vor Moskitos.
Die Freundin, mit der ich unterwegs war ging auf Toilette, stieß einen kurzen Schrei aus und rannte zurück zum Zimmer. Durch die Moskitonetztür fragte ich erschrocken, was passiert war: Ein Frosch saß auf dem Klo! Wir mussten beide lachen, dass uns sogar ein Frosch erschrecken konnte, da entdeckte ich plötzlich direkt hinter meiner Freundin eine Tarantel in der Ecke unseres Badezimmers. Oh. Nein. Rufen wir jetzt jemanden? Die lachen uns doch aus, immerhin sind die Taranteln hier mehr als normal! Was dann? Selbst verscheuchen? Wohl kaum. Uns blieb nichts anderes übrig, als sie dort sitzen zu lassen.
Und man glaubt es nicht: aber wir gewöhnten uns mit der Zeit an die Tarantel, die Kate am nächsten morgen Charlotte taufte. Solange Charlotte sichtbar war, waren auch wir entspannt, wenn sie nicht da war, wurde es doch etwas weniger entspannt…
Ausflug zum Lago Sandoval
Um 5:30 Uhr des nächsten Tages geht unsere erste Tour im Dschungel los. Gemeinsam mit Andy holen wir unser Frühstückpaket ab und gehen zum Bootsanleger. Dort erwartet uns schon das Boot mit unserem Guide Edson, der uns heute zum Lago Sandoval bringen soll. 15 Minuten geht es mit dem Boot über den noch nebligen Fluss – laut Edson ein Zeichen, dass es besonders heiß wird heute.
Wir steigen aus, duschen uns noch einmal in Moskitospray und laufen dann durch die Reserva Nacional Tambopata. Der Weg wurde mit Holzplanken ausgelegt, sodass ich mich eher wie in einem Lehrpfad fühle, als im Dschungel – komisch, dachte ich erst, in Leticia in Kolumbien haben wir uns die Wege noch mit der Machete freigeschlagen.
Un obwohl ich mich zu Beginn wie im „Dschungel für Anfänger“ fühle, sehen wir echt viel und bekommen viel erklärt: z.B. den „Matapalo“ einen Baum, der mit seinen Wurzeln einen anderen Baum stranguliert um nachher selbst an diesem Ort zu wachsen. Nach einer kurzen Zeit wird unser Guide ganz ruhig und sagt: „Pssst – hier sind Äffchen!“ Und tatsächlich sehen wir kurz darauf die kleinen Kapuzineräffchen durch die Bäume hüpfen.
Danach kommen wir am Bootsanleger an, lernen Francisco den Held kennen, der laut Edson bereits seinen Hund aus den Schlingen einer Anaconda rettete, diese sogar mit eigenen Händen tötete und nun weiterhin am Wasser lebt und Boote vermietet. Ich sehe seinen Hund nicht, was mich an Franciscos Stelle schon wieder nervös gemacht hätte.
Auf dem See knallt die Sonne, ich hatte an alles gedacht außer an eine Kopfbedeckung und muss mir mit meinem Schal aushelfen. Wir sehen Riesen-Otter, die unterschiedlichsten Vögel und einen Alligator, den ich zunächst als Treibholz identifiziere. Auf dem Rückweg sehen wir noch einen Kaiman, der so nah an unserem Boot ist, dass wir in mit der Hand hätten berühren können.
Dabei zeigt sich wieder, wie sinnvoll die Begleitung eines Guides im Dschungel ist. Keines der Tiere hätten wir selbst gesehen oder erkannt – selbst der Kaiman war so versteckt im Gestrüpp, dass wir ihn ohne Hinweis niemals gesehen hätten – siehst du ihn sofort?
Besuch der Amazon Shelter – Tierauffangstation
Der nächste Tag startet wieder mit einem leckeren Frühstück gemeinsam mit Kate und Andy. Da wir den Vormittag frei haben helfen wir Marco, dem Volunteer, bei einem Kunstprojekt: er bemalt die Klowand in der Nähe des Haupthauses. Er selbst studiert Kunst in Seattle und reist gerade mit dem Fahrrad durch Südamerika. Schon die Vorzeichnung, die er gemacht hat ist beeindruckend. Nun versucht er uns vergeblich, etwas über Farblehre und Pinselstriche zu erklären, endet aber darin, dass wir jeder eine Farbe bekommen und einfach drauflos malen dürfen.
Am Nachmittag fahren meine Freundin und ich dann zum „Amazon Shelter“ in der Nähe von Puerto Maldonado Stadt. Hier nimmt eine großartige Frau namens Magalí verwaiste oder kranke Tiere auf und pflegt sie mit der Hilfe von Volunteers gesund – immer mit dem Ziel, sie wieder auszuwildern. Neben Affen, Papageien und Tapiren wartet auch ein Faultier auf uns – anfassen dürfen wir die Tiere natürlich nicht.
Sie sollen wieder ausgewildert werden und sobald sie sich an Menschenhände gewöhnen ist die Gefahr groß, dass sie wieder gefangen werden und erneut in schlechte Haltung kommen. Der Handel mit bzw. die Haltung von Wildtieren hat Ausmaße, die wir uns gar nicht vorstellen können. Die Tiere sind zum Teil schwer traumatisiert, was man vor allem am Verhalten der Affen erkennen kann. Magalí hat so eine Leidenschaft für ihr Projekt, dass sie seit 18 Jahren keinen Tag frei gemacht hat – sie ist wirklich beeindruckend.
Auf dem Rückweg hält Kenny noch in Puerto Maldonado City an, damit wir uns für die Bootsfahrt ein Wegbier kaufen können. Für euch Deutsche muss man das doch machen, sagt er lachend. Wir haben jedenfalls nichts dagegen… Und mit unserem Getränk genießen wir vom Boot aus den Sonnenuntergang auf dem Amazonas, herrlich!
Agricultural Tour
Der nächste Tag startet wieder ganz entspannt auf der Dachterrasse mit Kaffee, Buch und dem Blick in den Dschungel. Wir haben uns für heute vorgenommen, das Gelände der Hacienda Herrera genauer anzuschauen und vor allem zu lernen, wie hier ökologisch und nachhaltig angebaut und gelebt wird.
Insgesamt gehören zu der Hacienda 30 Hektar, von denen die Besitzer einfach 20 Hektar unter Schutz gestellt haben und lediglich 10 Hektar selbst nutzen für Tourismus und Anbau. Unser Guide Edson führt uns über die Eco-Farm und wir dürfen allerlei Zitrusfrüchte probieren, oder aber Minibananen, die in der Sonne getrocknet werden und unser heimlicher Favorit sind. Aber auch Kakao probieren wir – ganz anders jedoch als man vielleicht denkt: wir schlagen eine Kakaofrucht auf, und lutschen jeweils das Fruchtfleisch um eine Bohne ab. Klingt eklig, ist aber unglaublich lecker und süß!
Wir lernen ganz viel, z.B. wunderten wir uns am Anfang, warum so viele Bäume so viele Früchte tragen, die aber nicht geerntet wurden. Was aber in unseren Augen Verschwendung ist, wird dort als das Zusammenleben mit der Natur verstanden: der Baum trägt die Früchte ja nicht für uns Menschen! So haben die Tiere etwas davon und es kann als Kompost und Dünger dienen.
Neben all dem Essbaren zeigt Edson uns auch eine nicht essbare Frucht, die in der Hand zerrieben wird und eine knallig rote Farbe ergibt, die zur Färbung von Textilien und der Körperbemalung der Inka diente.
Schwimmen im Amazonas
Haha, ja sicher, als wenn man im Amazonas schwimmen gehen kann, wir sind doch nicht lebensmüde! So startete unsere Konversation mit den Mitarbeiter:innen der Hacienda beim Mittagessen. Wir saßen lachen und ungläubig da, als sie uns immer wieder gesagt haben „¡Vamos a la playa!“ und gleichzeitig eine Einladung aussprachen, mitzukommen. Moment mal, ein Strand, hier in Puerto Maldonado? Ach, ihr meint das Ufer des Amazonas?!
Kurz darauf sitzen wir mit klopfendem Herzen, aber mit Bikini, Handtuch und Wassermelone bewaffnet mit der Crew der Hacienda im Boot, um zum „Strand“ zu fahren. Und es wird einer der lustigsten Nachmittage der Reise – nach einiger Zeit verfliegt auch die Angst, von Krokodilen oder Anaconda verspeist zu werden, und wir genießen es einfach nur, bei der Hitze eine kleine Abkühlung zu bekommen und sind so glücklich, mit der Crew den Tag verbringen zu können.
Abends lassen wir den wunderbaren Tag auch mit allen ausklingen. Wir bauen eine gemeinsame lange Tafel, an der wir alle zusammen essen: die Crew, die Köche, wir und die 3 weiteren Gäste aus den USA, Lory, Polly und Ursula, die Biologin von der Washington University.
Eine unentspannte Abreise
Der Abreisetag startet mit einem weinenden Auge, diesen wunderbaren Ort gleich verlassen zu müssen, und einem lachenden Auge, dass sich nochmal über das tolle entspannte Frühstück freut und auf alles weitere, was die Reise noch bereithalten sollte.
Puerto Maldonado entlässt uns aber nicht, ohne uns noch einmal spüren zu lassen, wie tief wir doch im Dschungel von Peru sind: Nach dem Frühstück gehen wir zu unserer Hütte und wollen unsere letzten Sachen zusammenpacken, als wir sehen, dass eine gigantische Straße Ameisen unsere Hütte anstrebt. Noch ahnen wir nichts schlimmes, als wir aber die Straße durch den Spalt unserer Tür laufen sehen wird uns fast schlecht. Wir reißen die Tür auf und kriegen fast einen Herzinfarkt, weil unser Zimmer im wahrsten Sinne des Wortes belagert ist – kein Stückchen Boden ist mehr sichtbar, unsere Rucksäcke irgendwo unter den Ameisen begraben und auch die Möbel im Zimmer bieten keine Rettung.
Wir fluchen und greifen geistesgegenwärtig nach unserem Hab und Gut, legen es außerhalb der Reichweite der Ameisenstraße und ich renne los zum Haupthaus, um Hilfe zu holen.
Die Biologin Ursula sieht mir den Stress an, wird auch erst etwas unruhig, nach meiner Erklärung beruhigt sie sich aber wieder und erklärt:
Das sind Army Ants (Wanderameisen)! Kein Grund zur Sorge, es sieht unglaublich schlimm und gefährlich aus, aber warte eine Stunde und sie sind verschwunden – sie ziehen weiter und bereinigen das Zimmer von allen Insekten. Ihr könnt eigentlich froh sein, dass sie da sind!
Naja, so froh sind wir nicht, sie hätten entweder eher oder mit ein paar weniger Gefährten kommen müssen, denn wir müssen nur wenige Minuten später ins Boot steigen und zum Flughafen fahren. Dadurch, dass wir die Rucksäcke aus der Straße rausgelegt hatten, ging es dann aber doch schneller als gedacht, jedoch mussten wir dann doch nochmal duschen, weil wir gebadet waren in Angstschweiß.
Dann heißt es aber: Tschüss, lieber Dschungel in Puerto Maldonado, du warst wunderbar – auch wenn du dir die Wanderameisen hättest sparen können.
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