Wells Gray Provincial Park
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Der Wells Gray Provincial Park – Canada off the beaten track

Ist es nicht toll dort zu sein, wo kaum ein anderer ist? So ein bisschen Lara Croft oder Indiana Jones Feeling bekommen – die Natur für sich allein genießen, Momente erleben, die man für sich hat.

Wenn man ehrlich ist, ist das ist auf dieser Welt aber fast kaum noch möglich. Bei der Vorbereitung für unseren Westkanada Roadtrip hatte ich aber das Gefühl, dass es dort in der unendlichen Weite dieses Landes bestimmt Orte gibt, die man noch für sich allein haben kann. Man muss eben nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein sagt man doch, wie zum Beispiel auch bei unserem Lake Ohara Ausflug.

Dann habe ich vom Wells Grey Provincial Park gelesen. Natur pur soll es da geben, kaum richtig entdeckt, unberührt und nur zu einem winzig kleinen Teil befahrbar. Na, das klingt doch nach einem lohnenswerten Abstecher!

Allgemeines zum Wells Gray Provincial Park

Der Slogan des Wells Gray Provincial Park ist „The Canada You Imagined“, und das sagt eigentlich schon alles. Hier ist es wirklich so, wie man sich Kanada vorstellt. Touristisch deutlich weniger besucht als die „großen“ Nationalparks wie Banff und Jasper findet man hier Ruhe und bekommt schnell das Gefühl, allein zu sein

Du wirst hier keine türkisblauen Seen vor schneebedeckten Bergen sehen, dafür aber eine ganz andere Wildnis, die nicht weniger schön ist. Ganz viel Grün, beeindruckende Wasserfälle, der wunderschöne Clearwater Lake und ganz viel Wildlife stehen für den Wells Gray Provincial Park. Ab August wirst du auch die Möglichkeit haben Lachse zu beobachten, die flussaufwärts schwimmen um zu laichen.

Der Wells Gray ist nur zu einem kleinen Teil erschlossen, der Rest des Parks ist geschützt. Ein Besuch im einzigen (!) Visitor Center in Clearwater lohnt sich bestimmt, wir waren allerdings nicht mehr da, da wir sehr spät dran waren.

Für alle aktuellen Infos schau hier auf der offiziellen Seite des Wells Gray Provincial Park nach.

Die Anreise – das erste Abenteuer

Holprig, holpriger, Anreise in den Wells Gray Provincial Park! Nach unserem Abstecher zur Blue River Safari machen wir uns wieder auf den Weg und lachen unser Navi aus, was für nur wenige Kilometer eine überirdisch lange Zeit ansagt. „Der findet sich schon noch zurecht auf dem Weg“, dachten wir tiefenentspannt. Dass unser Navi sich aber schon lange zurechtgefunden hatte und uns vor eine abenteuerliche Fahrt stellte, ahnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Grundsätzlich ist der Weg nicht schwer: Vom Örtchen Clearwater aus führt die Clearwater Valley Road hinein in den Wells Gray Provincial Park und nur geradeaus zum Clearwater Lake. Es gibt nur diese eine Straße, man kann sich also nicht verfahren.

Wir fahren erstmal los und merken schon, dass es grüner und auch wilder wird. Wir fahren an den bekannten Helmcken Falls vorbei, deren Besichtigung wir aber für den Rückweg geplant haben – und plötzlich endet die asphaltierte Straße. Wir befinden uns mitten im Nirgendwo und ohne Handynetz, das Navi veranschlagt für die letzten verbleibenden 25km noch 1,5 Stunden. Der kennt einfach diese Gegend nicht, so unbekannt ist es hier, vertrösten wir uns. In Schrittgeschwindigkeit tuckern wir die Schotterpiste entlang, die sich alle 20m zu verschlechtern scheint.

Immer tiefer werdende Schlaglöcher, immer größere Steine auf der Straße und Äste, die weit in die Straße reinragen, während es immer dunkler wird. Extrem angespannt sprechen wir kaum ein Wort miteinander, ich krame nochmal die Versicherungspolice unseres gemieteten Campers raus – und nein, bei so einer Gravelroad sind wir nicht versichert. Ja super. Noch nervöser schleichen wir im Schneckentempo durch den mittlerweile komplett dunklen Wald.

Da links sind Augen im Busch, die uns entgegenleuchten – ein Bär?  Auf der Straße bewegt sich was…. eine fette Kröte hüpft da lang. Immer wieder kommt neben dem Angstschweiß der Gedanken, was wir denn machen, wenn wir stecken bleiben? Sollen wir nicht einfach umdrehen? Wir schweigen uns nur noch an, betend, dass wir mit dem Van heile ankommen.
Und da, endlich sehen wir das Schild für unseren Campground! Halleluja, wir weinen fast vor Glück! Die Straße ist zuende – es geht sowieso nicht weiter – aber wir sind da.

Nichts ist beleuchtet und es existiert auch keine Rezeption oder Anmeldung. Wir fahren über den Campground, suchen unseren Stellplatz und parken im Dunkeln. Angekommen fallen wir dann 10 Jahre älter in einen tiefen Schlaf.

Kleiner Tipp: Bucht euch eine Versicherung dazu oder aber fahrt nicht mit einem gemieteten Wagen, das erspart euch viele Nerven. Andererseits war die Straße im Nachhinein gar nicht so wild – die Dunkelheit hat ihr übriges getan 😃

Unsere Wanderungen im Wells Gray Provincial Park

Am nächsten Morgen müssen wir noch ziemlich mitgenommen ausgesehen haben, jedenfalls fühlten wir uns wie verkatert. Wir lassen uns extra viel Zeit beim Frühstück, genießen die Ruhe und wollen dann die Gegend erkunden. Da wir kein Netz haben sind wir froh, dass wir uns im Vorfeld Kartenmaterial runtergeladen hatten. Zunächst laufen wir zu einem kleinen Shop, der auf dem Campground ist. Dieser Shop ist zuckersüß, er ist nebenbei auch der Einzige, der hier existiert.

Der Verkäufer gibt uns Tipps für Wanderungen – wir merken aber, dass wir erstmal noch nicht in der Lage sind, großartig etwas zu unternehmen. Deshalb setzen wir uns erstmal ans Ufer vom Clearwater Lake und lassen den Ort auf uns wirken. Es riecht anders. Hier fliegen Kolibris. Es ist anders grün. Hier sind wir abgeschieden, viel weniger Leute, kein fließendes Wasser oder Strom, dafür Regenwaldfeeling mit Wapitis auf dem Campground – lieben wir.

Osprey Falls Viewpoint und Sticta Falls

Diese nur kurze Wanderung machen wir auf Empfehlung des Verkäufers. Er fragte uns noch, ob wir auf eine Bärenbegegnung vorbereitet sind und auch die Schilder warnen uns eindringlich. Bei dieser Abgeschiedenheit bin ich tatsächlich sehr froh, dass wir unser Bärenspray dabeihaben, denn so einsam sind wir nirgendwo sonst unterwegs gewesen.
Als noch viel nötiger erweist sich aber unser Mückenspray. Die Wanderung ist kurz und steil, der Aussichtspunkt unglaublich lohnenswert. Wir schauen auf den Clearwater Lake, wunderschön eingebettet in dichten Wald, und können kaum glauben, dass wir hier eigentlich nur einen winzigen Teil sehen – der See wirkt so schon unglaublich groß. Von hier aus sehen wir auch, wie sich der Clearwater River seinen Weg Richtung Süden bahnt.

Die Sticta Falls sind nur eine kleine Abzweigung auf dem Rückweg entfernt. Da hier keine Absperrungen gebaut sind, sollte man grundsätzlich vorsichtig sein, da es durch die Feuchtigkeit natürlich auch sehr rutschig sein kann. Und bei der Kraft des Wassers, die die Fotos kaum einfangen können, will man wirklich nicht drin landen.

Lakeshore Trail

Am Nachmittag entscheiden wir uns noch für den „Lakeshore Trail“, der uns ordentlich durch Matsch und Schlamm führt. Zwischenzeitlich fragen wir uns, ob wir überhaupt noch auf dem richtigen Weg sind, denn die Bezeichnung „Weg“ ist hier etwas unpassend. Aber dadurch, dass wir noch am Ufer sind, müssen wir ja eigentlich richtig sein (heißt ja nun mal „shore-Trail“) und unser Ziel, ein kleiner Bootsanleger, soll auch noch kommen. Kommt auch – aber erst als wir aussehen wie einmal durch den Schlamm gezogen, verschwitzt und rot vor Hitze.
Wir haben uns zwei Handtücher eingepackt und springen in den See, was für eine willkommene Abkühlung! Dort treffen wir auf eine andere deutsche Familie, die mit Kanus unterwegs sind und anlegen wollen.

Der Clearwater Lake ist bekannt für (Mehr-)tagestouren im Kanu, da dies auch die einzige Möglichkeit ist, in den Norden des Parks zu gelangen: die Straße iendet genau hier am Bootsanleger.

Beim Sprung ins Wasser fühlen wir uns so frei und glücklich, an diesem Fleckchen Erde sein zu dürfen – es war die beste Entscheidung bis hierher zu kommen, trotz schwieriger Anreise!

Später essen wir Marshmallows am Lagerfeuer und trinken Wein. Wir sind schon fast traurig, dass wir nur so kurz hier sind. Auf der anderen Seite hätten wir für alle weiteren Aktivitäten noch deutlich mehr Zeit einplanen müssen, da es Mehrtagestouren sind, für die wir auch gar nicht ausgestattet wären. Wir schätzen uns also glücklich mit unserem Aufenthalt hier und freuen uns auf die Sehenswürdigkeiten des Wells Gray Provincial Parks, die uns am nächsten Tag noch erwarten sollten.

Wasserfälle im Wells Gray Provincial Park

Bailey´s Chute und Ray Farm

Wir fahren am nächsten Morgen los, müssen zwar ordentlich Strecke machen aber ein paar Stopps im Wells Gray Provincial Park fehlen uns noch. Zunächst steigen wir bei Bailey´s Chute aus, Stromschnellen, die bekannt sind für die springenden Lachse. Leider sind wir im Juli noch etwas früh um Lachse zu sehen, wir wollen es uns aber dennoch angucken. Zunächst müssen wir ein bisschen durch den Wald laufen. Es ist total still und wir sind komplett alleine – gut, dass wir unser Bärenspray dabei haben, denn hier würde mich eine Bärenbegegnung nicht wundern. Die Moskitos nerven extrem, die Stromschnellen sind wirklich heftig – und ich bekomme sehr viel Hochachtung vor Lachsen.

Anschließend halten wir bei Ray Farm. Die Ray Farm war die erste Siedlung im Park und man kann hier noch einige Hütten beobachten, die von John und Alice Ray bewohnt waren. Auch hier sind wir gänzlich alleine – bis auf die Moskitos, die uns doch tatsächlich zum Abbruch dieses Stopps zwingen. Aber halb so wild, wir haben nicht das Gefühl, dass wir hier großartig was verpassen – diesen Stopp würde ich nicht unbedingt wieder machen.

Helmcken Falls

Die Helmcken Falls sind mit 141m das Highlight des Wells Gray Provincial Parks und dementsprechend mehr Personen sind auch hier. Zumal die asphaltierte Straße bis hierher führt, danach beginnt die oben beschriebene Gravelroad tiefer in den Park hinein. Eine Seitenstraße führt zum Parkplatz, von dort gibt es Wege zu verschiedenen Aussichtspunkten auf den beeindruckenden Wasserfall. Nicht nur das Wasser ist hier aber total beeindruckend, auch die Steine lohnen einen Blick: Man sieht ganz viele unterschiedliche Gesteinsschichten innerhalb des Canyons und ich finde es total schön zu sehen, wo sich Pflanzen und Bäume im Canyon angesiedelt haben.

Spahat Falls

Der letzte Stopp unserer Route durch den Wells Gray Provincial Park sind die Spahat Falls. Auf dem Weg dorthin zaubert uns ein kleines Schild erstmal ein Grinsen aufs Gesicht, ob wir hier wirklich Weißwurst essen wollen? 😉

Eine doch leicht zu übersehene Abfahrt führt über eine kurze Gravelroad zum Parkplatz. Vojm Aussichtspunkt selbst hat man dann einen hervorragenden Blick auf einen Wasserfall, der zwar nicht so tosend ist wie der Helmcken, aber wie er durch das Gestein aufeinmal hervorkommt und nach unten fällt ist schon wirklcih sehenswert. Und auch hier lohnt sich wieder ein Blick nicht nur zum Wasserfall, sondern auf die Gesteinsschichten, die über Jahre hinweg schon alles mitbekommen haben, was rundherum passiert ist – einfach nur beeindruckend!

Wissenswertes für den Besuch im Wells Gray Provincial Park

  • Dieser Abstecher, wie wir ihn gemacht haben, ist kein kleiner Abstecher, sondern sollte mit etwas Zeit gemacht werden. Alternativ kann man nur bis zu den Wasserfällen fahren, dann ist man zwar nicht in der tollen WIldnis wie wir sie erlebt haben, bekommt aber einen Eindruck.
  • Buche auf jeden Fall deinen Schlafplatz im Voraus, gerade wenn du in der Hauptsaison unterwegs bist. Alle Infos zum Campen in Kanada findest du hier.
  • Lade dir Kartenmaterial im Vorfeld runter. Du wirst dort kein Netz haben bzw. nur sehr eingeschränkt. Außerdem solltest du auf der offiziellen Seite nochmal checken, ob es irgendwelche Dinge gibt, die deinen Besuch einschränken könnten.
  • Solltest du einen Campervan gemietet haben überlege dir, ob du eine zusätzliche Versicherung für Gravelroads abschließt oder ob du das Risiko eingehen möchtest. Wir hatten keine – es ist auch nichts passiert – aber der Weg in den Park hat uns wirklich extreme Nerven gekostet.
  • Es gibt an den einzelnen Wasserfällen ausreichend Parkplätze.
  • Einkaufen! Es gibt dort zwar einen kleinen Shop, der hat aber wirklich nur das Allernötigste.
  • Für Wanderungen ist Mückenspray und (falls vorhanden) Bärenspray sinnvoll. Solltest du kein Bärenspray haben, dann hilft auch laut sprechen, ein Glöckchen am Rucksack oder du machst es wie wir: eine Bonbondose immer mal wieder rasseln.

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